Im Juni 2022 wurde in Marburg ein Student von zwei Jugendlichen aus schwulenfeindlichen Motiven mit einer Eisenstange fast zu Tode geprügelt und bewusstlos zurückgelassen (1).
Wir sind darüber entsetzt und erschüttert und verurteilen diese Tat scharf!
Dabei handelt es sich bei diesem brutalen Angriff um keinen Einzelfall: Fälle massiver Gewalttätigkeit gegen queere Menschen nehmen stetig zu, weltweit, in ganz Deutschland und auch hier in unserer Stadt. So kam es am 6. Juli 2022 am Marburger Hauptbahnhof zu einem lesbenfeindlichen Angriff von zwei Männern auf eine 23-jährige Frau. Wer Marburg bislang als einen sicheren Ort für queere Menschen gehalten hat, sieht sich nun vor eine völlig andere Wirklichkeit gestellt.
Angesichts einer geschätzten Dunkelziffer queerfeindlicher Gewalttaten von 80 bis 90% (2) ist es umso wichtiger, queerfeindliche Übergriffe auch als solche gegenüber der Öffentlichkeit zu benennen. Wie soll eine Gesellschaft ein Problem bekämpfen, das unter den Teppich gekehrt wird?
An dieser Stelle fehlt uns auch das Verständnis für das Schweigen der Marburger Justiz im Hinblick auf den schwulenfeindlichen Hintergrund der Tat. Auch wenn es einleuchtet, das Tatmotiv aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht zu nennen (3), ist inzwischen ausreichend Zeit ins Land gegangen, die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Stattdessen hat dies nun der von der Gewalttat Betroffene übernommen (1). Das Verschweigen queerfeindlicher Diskriminierung und Gewalttaten reproduziert Queerfeindlichkeit. Wir wollen mit dem Schweigen brechen! Wir wollen über Diskriminierung und Gewalt gegen unsere queeren Communities sprechen, sie skandalisieren und bekämpfen!
- Wir fordern die Justiz auf, queerfeindliche Angriffe als solche zu erkennen, zu benennen und eigens als Hasskriminalität zu erfassen!
- Wir fordern die Stadtgesellschaft auf, aktiv gegen Queerfeindlichkeit einzustehen, damit queere Menschen in dieser Stadt ohne Angst leben können!
Unsere Solidarität gilt Ben und allen anderen, die Opfer von Queerfeindlichkeit sind!
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